Geschichte der KPÖ

Die 1918 gegründete Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) ist die älteste Partei Österreichs mit ungebrochener Kontinuität. Kaum eine andere politische Kraft in Österreich verfügt über ein ähnlich enges Verhältnis zur Geschichte wie die KPÖ. Dies betrifft vor allem ihre aktive Rolle im antifaschistischen Widerstand und beim demokratischen Wiederaufbau nach 1945.

Die KPÖ war die führende Kraft im Widerstand gegen die NS-Diktatur. Ob in den Betrieben, in bewaffneten Widerstandsorganisationen im In- und Ausland, selbst in Konzentrationslagern und Zuchthäusern: Mitglieder der KPÖ setzten ihr Leben im Kampf für ein unabhängiges und demokratisches Österreich aufs Spiel. Etwa 2.000 KommunistInnen fielen diesem Kampf zum Opfer. Nach 1945 war die KPÖ aufgrund ihres Einsatzes im antifaschistischen Widerstand eine der drei Gründerparteien der Zweiten Republik. Auch an der Etablierung bis heute prägender Institutionen – wie etwa dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) – war die KPÖ beteiligt.
Durch den Kalten Krieg bald an den politischen Rand gedrängt, entwickelte sich die KPÖ nach 1945 zur oppositionellen Hauptkraft gegen die kapitalistische Restauration. Sie setzte sich in politischen und sozialen Bewegungen für Demokratie, Frieden, Selbstbestimmung und Solidarität ein. Teil der KPÖ-Geschichte sind aber auch jene Problemzonen, die sich aus ihrer jahrzehntelangen Identifikation mit der Sowjetunion ergeben. Als Teil der kommunistischen Weltbewegung war die KPÖ bis 1990/91 eng mit den Staaten des realen Sozialismus verbunden, wobei sie dortigen Fehlentwicklungen oftmals kritiklos gegenüberstand.

Nach 1990 leitete die KPÖ eine umfassende Neuorientierung ein, in der die Entwicklung eines kritischen Geschichtsbildes geradezu in den Mittelpunkt rückte. Die verstärkte Hinwendung zu praktischen Sorgen des Alltags und damit verbunden die Perspektive einer solidarischen Gesellschaft – als zeitgemäße Form sozialistischer Politik – ist ein Resultat davon. Das kritische Verhältnis der KPÖ zu ihrer Geschichte spiegelt sich auch in den beiden von der KPÖ 2018 – zum 100. Jahrestag ihrer Gründung – herausgegebenen Publikationen wider, etwa in der Monographie des früheren Parteivorsitzenden Walter Baier über die KPÖ-Geschichte und im Bildband „Partei in Bewegung“. Die nachfolgend versammelten Beiträge, Materialien und Dokumente bieten einen ersten Einblick sowohl in die Auseinandersetzung der KPÖ mit ihrer Geschichte als auch in zeitgeschichtliche Forschungen über die Geschichte der Partei. Auf unserer Website werden diese ergänzt.

  • 1918: Gründung der KP(D)Ö am 3. November / KommunistInnen hissen bei Proklamation der Republik rote Fahnen und fordern eine sozialistische Republik
  • 1919: 1. Parteitag in Wien / Zeitung der KPÖ wird in „Die Rote Fahne“ umbenannt
  • 1930: bei der letzten Nationalratswahl vor der Ausschaltung der Demokratie durch die Austrofaschisten erreicht die KPÖ 20.951 Stimmen bzw. 0,57 Prozent
  • 1933: Verbot der KPÖ am 26. Mai durch eine „Notverordnung“
  • 1934: aktive Rolle der Kommunist:innen in den Februarkämpfen / Verlegung des Sitzes der Parteiführung von Wien nach Prag / 16.000 Mitglieder nach dem Beitritt von 12.000 Sozialdemokrat:innen
  • 1938: Aufruf der KPÖ angesichts der Okkupation durch Hitler-Deutschland, Juli-Manifest „Für Österreichs Freiheit und Unabhängigkeit“
  • 1942: Sender „Freies Österreich“ ruft auf KPÖ-Initiative zur Bildung der „Österreichischen Freiheitsfront“ auf / Entstehung einer Partisanenbewegung u.a. in Südkärnten
  • 1945: Beteiligung an der Provisorischen Regierung Renner / Zentralorgan „Österreichische Volksstimme“ / bei der Nationalratswahl erreicht die KPÖ 174.257 Stimmen bzw. 5,41 Prozent und 4 Mandate / bei den Landtagswahlen erreicht die KPÖ Vertretungen in Wien, Niederösterreich, Kärnten, der Steiermark, Salzburg und im Burgenland / Beteiligung an der Figl-Regierung durch Energieminister Karl Altmann
  • 1946: 13. Parteitag in Wien, Johann Koplenig als Vorsitzender gewählt / 1. Volksstimmefest im Wiener Prater
  • 1947: Austritt der KPÖ aus der Regierung wegen ihrer Ablehnung der Währungsreform und des Marshallplans
  • 1950: führende Rolle der KPÖ im Oktoberstreik
  • 1955: KPÖ stimmt im Parlament für das Neutralitätsgesetz / Fertigstellung des Globus-Hauses am Wiener Höchstädtplatz
  • 1959: bei der Nationalratswahl erreicht die KPÖ 142.578 Stimmen bzw. 3,27 Prozent, Ausscheiden aus dem Parlament
  • 1965: 19. Parteitag in Wien, Franz Muhri als Vorsitzender gewählt
  • 1968: Verurteilung der Intervention des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei, Beginn der offenen Parteikrise
  • 1969: Ausscheiden des reformorientierten Parteiflügels aus dem Zentralkomitee mit der „Erklärung der 27“
  • 1990: Walter Silbermayr und Susanne Sohn als Parteivorsitzende gewählt
  • 1991: Einstellung der Tageszeitung „Volksstimme“ / Otto Bruckner, Julius Mende und Margitta Kaltenegger als Bundessprecher:innen
  • 1994: Walter Baier als Parteivorsitzender gewählt, „Grundzüge einer Neuorientierung“ beschlossen / bei der Volksabstimmung über den EU-Beitritt empfiehlt die KPÖ ein „Nein“
  • 1998: Ernest Kaltenegger wird kommunistischer Wohnungsstadtrat in Graz
  • 2004: Parteikonferenz beschließt Beitritt der KPÖ zur Europäischen Linkspartei (EL)
  • 2005: bei der Landtagswahl in der Steiermark gelingt der KPÖ mit 6,32 Prozent und vier Mandaten der Wiedereinzug in den Landtag
  • 2006: Melina Klaus und Mirko Messner als Bundessprecher:innen und Parteivorsitzende gewählt
  • 2012: Mirko Messner alleiniger Bundessprecher und Vorsitzender
  • 2021: Katerina Anastasiou, Rainer Hackauf, Günther Hopfgartner, Sarah Pansy, Tobias Schweiger und Natascha Wanek als neue Bundessprecher:innen gewählt, Günther Hopfgartner wird Parteivorsitzender, programmatische Erklärung „Für eine solidarische Gesellschaft“ beschlossen / KPÖ wird bei der Gemeinderatswahl in Graz stimmenstärkste Partei / Elke Kahr wird zur Bürgermeisterin gewählt
  • 2023: Wiedereinzug der KPÖ in den Salzburger Landtag mit 31.383 Stimmen bzw. 11,66 Prozent und 4 Mandaten

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KPÖ und die Aufarbeitung
des Stalinismus