Irma Schwager (1920-2015)
»Geduld ist eine revolutionäre Eigenschaft.« Irma Schwager
Biografie
Irma Schwager (* 31. Mai 1920 in Wien; † 22. Juni 2015 Wien) war eine österreichische Widerstandskämpferin und Politikerin. Sie war Ehrenvorsitzende der KPÖ. Irma Schwager ruht in Wien auf dem Friedhof der Feuerhalle Simmering (Gruppe E16, Nummer 200).
Als Tochter politisch engagierter JüdInnen zu Zeiten des Autrofaschismus war Schwager bereits früh in sozialistisch-zionistischen Jugendorganisationen aktiv. Nach 1938 emigrierte sie nach Belgien, wo sie Kontakte zu kommunistischen Organisationen knüpfte und schließlich nach Frankreich floh. Dort schloss sie sich – nach vorheriger Internierung und Flucht – der Résistance an. Unter falschem Namen war sie in der „Mädelarbeit“ aktiv, um deutsche Soldaten von der Ausweglosigkeit des Krieges zu überzeugen. 1945 kehrte Schwager nach Wien zurück, engagierte sich in kommunistischen Frauenorganisationen und wurde Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Als Vorsitzende im „Bund Demokratischer Frauen“ war sie maßgeblich am Kampf für die Reform des Scheidungsrechts und für Abtreibungsrechte beteiligt.
Irma Schwager über ihre Zeit im Widerstand
»In der Metro, beim Einkaufen in Warenhäusern, in den Banlieus (den Vororten von Paris), wo die Kasernen waren, haben wir uns in die Gespräche eingemischt, oder beim Einkauf den Soldaten ‘geholfen’. Die scheelen Blicke und manchmal in der Metro auch die Stupser von Franzosen, die uns für Soldatenliebchen hielten, waren unangenehm, aber gleichzeitig ein bewußtes Widerstandszeichen gegen die Besatzungsmacht, was uns gefreut hat. Wir gingen immer zu zweit. Um Annäherungsversuchen auszuweichen, haben wir die Bedingungen so gewählt, daß nichts passieren konnte. Das heißt, wir gingen nicht ins Kino, nicht im Finstern, sondern bei Tag im Park spazieren. Im Kaffeehaus oder Bistro ließen wir uns nichts bezahlen. Vor allem mußte mit Geschick verhindert werden, daß man nach Hause begleitet wurde. Das war oft nicht leicht. Am Beginn unserer Bekanntschaft waren die Soldaten höchst erfreut, junge Französinnen kennen zu lernen, die sogar noch deutsch sprachen. Sie wollten natürlich nicht nur mit uns plaudern.«
Irma Schwager über den Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus heute
»War’s das Risiko wert, fragen manche. Ich sage ja.
Unser Widerstand war ein ganz kleines Mosaiksteinchen im großen Befreiungskampf gegen Faschismus und Krieg.
Das Erinnern, wie es zur großen Katastrophe gekommen ist für unser Land, ist wichtig, es hilft wachsam zu sein. Denn Widerstand gegen Faschismus und Krieg war notwendig in der Vergangenheit.
Widerstand gegen Rassismus, Antikommunismus, gegen Antisemitismus und gegen alle Formen der Völkerverhetzung ist auch heute notwendig.
Und Widerstand gegen Unmenschlichkeit und Unrecht wird immer notwendig sein.«
Erinnerungen
Der Musiker, Moderator und Journalist Robert Rotifer brachte 2016 das Album Not Your Door heraus, mit dem er an seine Großmutter Irma Schwager erinnert. In der Leopoldstadt wurde 2021 der Irma-Schwager-Park nach der Widerstandskämpferin benannt.
Texte
- Irma Schwager (2010): »Zum zehnten Todestag von Margarete Schütte-Lihotzky« in Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft
- Irma Schwager: »Kommunistische Frauenpolitik in der Nachkriegszeit« in Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft
- Irma Schwager: »Das Schicksal meiner Familie« auf Steine der Erinnerung
- Maria Ascher (2001): »Irma Schwager – Eine Frau im Widerstand« (Diplomarbeit) in Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft
Audio und Video
- Irma Schwager (2008): Rede am 70. Jahrestag der Annexion Österreichs, Youtube
- Irma Schwager: Im Gespräch über die Notwendigkeit von Widerstand, Youtube
- Irma Schwager: Im Gespräch über die Notwendigkeit von Widerstand, Youtube
- ORF: 100 Jahre Internationaler Frauentag: Portrait über Irma Schwager, Youtube