Red Bull und Swarovski vergesellschaften?

Durch das Sommerloch geistert ein neuer Aufreger: der zerstörerische Lebensstil der Erben Mark Mateschitz und Victoria Swarovski. Der SPÖ-Abgeordneten Julia Herr wird Neid, der KPÖ Enteignungssucht vorgeworfen. Wie kam es dazu und um was geht es wirklich? Ein Kommentar von KPÖ-Bildungsreferent Martin Konecny

Am 24. August veröffentlichte die Zeitung Österreich eine Story über das Paar Mark Mateschitz und Victoria Swarovski, die ihren ganz normalen Urlaub mittels Privatjet ansteuern, den sie dann auf einer 40 Meter Yacht verbringen. Die SPÖ-Abgeordnete Julia Herr nahm das auf Twitter zum Anlass, den damit verbundenen exorbitanten CO2 Ausstoß zu thematisieren und ihn mit der zahmen Forderung nach einer Vermögenssteuer zu verbinden. Damit trifft sie einen Punkt, denn tatsächlich verursacht das reichste Prozent der Menschen allein durch seine absurden Konsumgewohnheiten ein Vielfaches jener Emissionen, die selbst wir Normalsterblichen hier im globalen Norden verursachen. Eine Millionärssteuer, die Mateschitz’ 38 Milliarden um ein paar Prozent verringert, würde daran recht wenig ändern. 

Die ökologischen Kosten der Reichen

Dass die Diskussion also am eigentlichen Problem vorbeigeht, habe ich in einem kurzen und provokanten Tweet festgestellt –  der dann sogleich von Exxpress und wenig später OE24 aufgriffen wurde. Sie skandalisieren, dass angeblich die ganze KPÖ die Enteignung von Mateschitz und Swarovski fordert. Zwar ist das keine offizielle Parteiposition, dazu sind wir viel zu sehr damit beschäftigt Menschen im Alltag zu helfen, aber die Milliarden der Überreichen sind ein reales Problem, das wir als Gesellschaft angehen müssen. Das Problem mit den Überreichen ist nicht nur, dass sie auf Yachten durch die Welt schippern und dabei die Umwelt zerstören. Das Problem ist auch, dass sie es sind, die die zentralen Bereiche der Wirtschaft über ihr Privateigentum kontrollieren. Sie entscheiden, was und wie produziert wird. Ob das gesellschaftlich nützlich ist, interessiert sie ebenso wenig, wie die ökologischen  Auswirkungen ihrer Produktion. So werden 70 Prozent der Emissionen durch 100 Konzerne verursacht, die sich nun einmal im Eigentum der Überreichen befinden. Eine Studie kam in den USA jüngst zu dem Ergebnis, dass das reichste Prozent der Bevölkerung nicht nur durch ihren Konsum, sondern vor allem ihre Investments allein für 17 Prozent der US-Emissionen verantwortlich ist. Kein Wunder, dass solche Fakten Oe24, deren Eigentümer zwischen Wien und seiner Villa in Malibu pendelt, stören.

Es geht nicht nur Umverteilung

Der eigentliche Skandal ist daher nicht, dass ein kommunistischer Erwachsenenbildner die Vergesellschaftung von Swarovski und Red Bull fordert, sondern der Umstand, dass sich eine kleine Minderheit den Reichtum aneignet, den andere produzieren, und dabei noch unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Wollen wir eine gute Zukunft auf diesem Planeten haben, dann müssen wir die unbequeme Frage stellen: Wer entscheidet, was wir produzieren? Dient es vor allem dem Profit oder verbessert es unser aller Leben? Wer profitiert davon und wer leidet darunter? Nicht das individuelle Eigentum an Fahrrädern oder Zahnbürsten müssen wir in Frage stellen, sondern die Macht, die wenige mit ihren gewaltigen Vermögen über uns haben. Politisch geht es längst nicht mehr darum, einen wachsenden Kuchen mittels Steuern gerechter zu verteilen, wie das Sozialdemokrat:innen so gerne fordern. Es geht darum, uns die Produktionsmittel als Gesellschaft wieder anzueignen und gemeinsam darüber zu entscheiden was und wie wir produzieren. Das ist aber etwas anderes, als wie von Oe24 unterstellt, einfach alles zu verstaatlichen. Denn nicht eine verstaatlichte Wirtschaft ist unser Ziel, sondern eine demokratische, in der die Menschen, die den Reichtum schaffen, auch darüber entscheiden. Angesichts der eskalierenden Klimakrise ist es höchste Zeit, die alte Forderung von Marx aufzugreifen, dass die „assoziierten Produzenten […] ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln.“