Februarkämpfe 1934

Kampf gegen den Austrofaschismus

Historischer Abriss

Ein kurzer Historischer Abriss mit Bildern fasst die Geschehnisse im Februar 1934 zusammen. Schau ihn dir jetzt an!

Rückblick 2022

Jedes Jahr gedenkt die KPÖ in Wien, Oberösterreich und der Steiermark den Februarkämpfen 1934. Schau dir jetzt den Rückblick auf das Jahr 2022 an!

Februarkämpfe 1934

Eine Hausdurchsuchung gegen den »Republikanischen Schutzbund« im Linzer »Hotel Schiff« ist der Auslöser für die Februarkämpfe 1934 und damit den ersten bewaffneten Aufstand gegen den Faschismus. Vor allem in Wien, Linz, Steyr, dem Hausruckviertel, in Graz und der Obersteiermark kam es dabei zu Kampfhandlungen. Die Februar-Ereignisse kosteten rund 300 Schutzbundmitgliedern und Zivilist:innen das Leben.

Die politische Situation hatte sich in Österreich schon in den Tagen und Wochen zuvor zugespitzt. Die Repression der austrofaschistischen Regierung gegen die organisierte Arbeiter:innenbewegung wurde dabei immer gewalttätiger. Während die sozialdemokratische Führung zögerlich blieb, beauftragte die Leitung der KPÖ ihre Gewerkschaftsfunktionäre, einen „Aufruf zum Generalstreik“ für die Wiederherstellung der Demokratie zu verfassen. Dieser wurde am 7. Februar der Leitung der sozialdemokratischen Gewerkschaften als Vorschlag für einen gemeinsamen Aufruf von SDAP, Freien Gewerkschaften und KPÖ vorgelegt, blieb aber unbeachtet.

Vom Ausbruch der Kämpfe wurde die sozialdemokratische Parteileitung überrascht. Sie war nicht in der Lage, ihr Vorgehen zu koordinieren, sondern setzte sich noch am 12. Februar in die Tschechoslowakei ab. Mit ein Grund, warum sich nach der blutigen Niederschlagung zwölftausend sozialdemokratische Februarkämpfer:innen der bereits seit 1933 verbotenen Kommunistischen Partei anschlossen.

Unter dem Titel »Die KPÖ und der 12. Februar 1934« hat Winfried R. Garscha in den Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft einen Abriss der Ereignisse verfasst. Hier Weiterlesen

Eine Einheit des Republikanischen Schutzbunds in Wien-Favoriten vor dem Februar 1934, ganz links Hans Griebaum, der 1935 in der Sowjetunion der KPÖ beitrat und von 1936 bis 1939 in Spanien auf Seiten der Republik kämpfte. 1941 meldete er sich freiwillig zur Roten Armee, 1944/45 war er Angehöriger der Partisanengruppe “Kampfgruppe Steiermark”. 1948 wurde er Personalchef der SMV.

Mit Artiellerie beschossene Bauten im Februar 1934. Links das zerstörte Arbeiterheim in Ottakring, rechts der Schlingerhof in Floridsdorf.

Mit der Sonderausgabe der Roten Fahne rief die KPÖ am 10. Februar 1934 zum Generalstreik auf.

In Steyr griffen die Arbeiter und Schutzbündler am 12. Februar 1934 die Kaserne an, mussten sich aber unter heftigem Maschinengewehrfeuer des Militärs zurückziehen. In den frühen Morgenstunden wurden die Arbeiterwohnungen der Ennsleute vom Bundesheer unter Artilleriebeschuss genommen.

Postkarte der “Roten Hilfe” mit dem Portrait des Bauschlossers Josef Ahrer aus Steyr. Er wurde durch ein Standgericht zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1934 im Gefängnis in Steyr-Berggasse gehenkt.

Das Standgericht St. Pölten führte zwischen 16. und 20. Februar 1934 mehrere Verfahren durch, in denen zwei Todesurteile und drei Kerkerstrafen zwischen 5 und 7 Jahren verhängt wurden. Die beiden Todesurteile gegen Johann Hoiss (Hoys) und Viktor Rauchenberg aus Rohnbach an der Gölsen wurden am 16. Februar vollstreckt.

Am 13. Februar 1934 stürmten Soldaten, Heimwehr und Gendarmerie das Arbeiterheim Holzleithen. Sechs Sanitäter wurden auf die Bühne des Saals gestellt und das Feuer eröffnet. Ver von ihnen u.a. der Kommunist Andreas Kropatschek, starben im Kugelhagel.

Josef Skrabal war Schutzbundkommandant im Hausruck-Kohlerevier in Oberösterreich und seit Jänner 1934 Mitglied der illegalen KPÖ. Er wurde am 12. Februar 1934 im Hausrucktunnel getötet.

Anna Haider nahm aktiv an den Februarkämpfen im Wiener Goethe-Hof teil. Zu ihren Aufgaben gehörte es, über die von Heimwehren und dem Militär abgeriegelte REichsbrücke hinweg Kampfdirektiven zu übermitteln. Mitglied der KPÖ seit 1934, war sie zwischen 1941 und 1945 inhaftiert. 1945 wurde sie Frauenvorsitzende der KPÖ Oberösterreich.

Der Februarkämpfer Bruno Sokoll wurde am 16. Februar 1934 von einem Standgericht zum Tode verurteilt, danach aber zu 15 Jahren Haft begnadigt. Als Funktionär der KPÖ organisierte er nach der Befreiung im April 1945 das Ernährungsamt in Wien-Floridsdorf.

Josef Spanner war Schutzbundkommandant im Quellenhof in Wien-Favoriten und trat 1934 zur KPÖ über. Er kämpfe von 1937 bis 1939 in Spanien und 1944/45 in der “Kampfgruppe Steiermark”.

Von Oskar Grossmann (“Alexander SChönau”) verfasste diese Broschüre über die Februarkämpfe, die 1934 in Zürich, Hamburg und der Sowjetunion herausgegeben wurde. Grossmann war Mitglied der engeren KPÖ-Führung und von 1932 bis 1935 ihr Vertreter bei der Komintern.

Die von Malke Schorr (“Herta Müller”) verfasste Broschüre über die Februarkämpfe erschien 1934 im Verlag der Internationalen Roten Hilfe.

Geflüchtete Schutzbündler in Brünn im März 1934, v.l. Anton Dobritzhofer, Josef Pfeifer, Fritz Ganko, Heinrich Winter, Anto Hloupi, Karl Stern, Josef Ruschitzka.

Ernst Fischer, Redakteur der “Arbeiter-Zeitung”, war der prominenteste Sozialdemokrat, der nach dem Februar 1934 zur KPÖ übertrat. Er Wurde 1934 Mitglied des Zentralkomitees und Politbüros der Partei und von 1935 bis 1938 ihr Vertreter bei der Komintern.

Österreichische Februarkämpfer im Lager Znaim im März 1934.

Antifaschistischer Schwur von vier Ottakringer Februarkämpfern in der Tschechoslowakei 1934, v.l. Alfred Raab, Josef Hermann, Franz Jurica und Erich Wolf.

Schutzbündler im Flüchtlingslager Brünn vor ihrer Abreise in die Sowjetunion im April 1934, vorne Mitte: Franz Etz, Johann Hammerling, dahinter Viktor Koblicek, letzte Reihe: Josef Hermann, Erich Wolf, Alfred Raab, Franz Jurica, Josef Pöck.

August (Gustl) Moser war Betriebsratsobmann der Steyr Werke, Mitglied des sozialdemokratischen Parteirats und führend im Schutzbund aktiv. Er trat 1934 zur KPÖ über und wurde Mitglied des Zentralkomitees und Politbüros der Partei.

Gustl Moser (li.) und Alois Zehetner im Emigrantenlager Zbraslav (einem Stadtteil von Prag) , 1934. Alois Zehetner, Mitglied des SDAP-Vorstands und Betriebsrat in Steyr, emigrierte im Juni 1934 in die Sowjetunion und trat im Oktober 1934 zur KPÖ über. Er war Abgeordneter zum Moskauer Stadtsowjet, trat 1942 in die Rote Armee ein und arbeitete ab 1943 als Politinstruktor in Kriegsgefangenenlagern.

Aufmarsch der Februarkämpfer in Brünn im April 1934 vor ihrer Abreise in die Sowjetunion, u.a. Hans Dobias, Franz Dorfner, Karl Ruschitzka, Erich Kummer, Josef Wallenböck und Karl Dobias.

Die Gruppe “Rote Front” der SDAP-Linken organisierte sich nach dem Februar 1934 vorerst eigenständig und vereinigte sich im Juni 1934 mit der KPÖ. Sie gab die Zeitung “der Rote Kämpfer” heraus.

Einer der führenden Funktionäre der “Roten Front” war Franz Schuster. Er wurde 1934 ins Zentralkomitee der KPÖ gewählt und war Reichsleiter der “Roten Hilfe”. Er wurde 1939 im KZ Buchenwald interniert, wo er 1943 zu Tode kam.

Am 1. Juli 1934 veröffentliche die KPÖ einen Aufruf zur Einheitsfront. Noch im selben Monat wurde zwischen KPÖ und Revolutionären Sozialisten ein Einheitsfrontabkommen geschlossen und ein Aktionskomitee gebildet. Die “Rote Fahne” erschien etwa 15 mal im Jahr in einer Auflage von jeweils ca. 15.000 bis 30.000 Exemplaren. Sie wurde bis Mai 1935 illegal im Lande, danach in der Tschechoslowakei hergestellt.

Die deutsche Kommunistin Grete Wilde kam erstmals 1931 als “Instrktorin” nach Österreich, wo sie bei der Vorbereitung des 11. Parteitags eine wichtige Rolle spielte. 1934/35 wirkte sie erneut in Österreich und wurde ins Zentralkomitee der KPÖ gewählt, was ein ungewöhnlicher Schritt war. Danach arbeitete sie als Referentin der Kaderabteilung der Komintern. Sie starb 1943 in sowjetischer Lagerhaft.

Ferdinand Strasser war sozialdemokratischer Bürgermeister von St. Pölten und politischer Leiter des Schutzbunds. Er flüchtete nach dem Februar 1934 in die Tschechoslowakei und von dort in die Sowjetunion. Er leitete nach seiner Rückkehr nach Österreich die illegale Arbeit der KPÖ unter den Bauern. 1937 wurde er ins Zentralkomitee der Partei gewählt. er wurde von einem NS-Gericht zum Tode verurteilt und 1942 hingerichtet.

Durch den Übertritt tausender Sozialdemokraten zur KPÖ wurden die Februarkämpfe zu einem Teil der Parteigeschichte. Bei Kundgebungen der KPÖ in den 1970er Jahren wurde deshalb eine Traditionsfahne des Schutzbunds Ebergassing mitgeführt. 

Rückblick 2022

Linz

Am 12. Februar 1934 erfolgte mit dem Februaraufstand der letzte verzweifelte Versuch zur Rettung der Demokratie. Bereits im März 1933 wurde vom austrofaschistischen Kanzler Dollfuß das Parlament ausgeschaltet und die Maiaufmärsche untersagt. Im Mai wurden der Schutzbund sowie die KPÖ verboten und bereits im September 1933 die ersten Anhaltelager errichtet.
Aus diesem Anlass gedenkt die KPÖ mit einer Kundgebung der Februarkämpfe von 1934 am
Samstag, 12. Februar 2022, 11:30 Uhr, Linz, Bulgariplatz,
Die von der KPÖ-Oberösterreich gestaltete Dokumentation „Der Kampf war hart und schwer“ über die Februarkämpfe in Oberösterreich und die Rolle der KPÖ kann per Mail an ooe@kpoe.at bestellt werden.
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Wien Favoriten

In Favoriten wurde um 11 Uhr vor dem Denkmal für die Opfer des Faschismus am Reumannplatz eine Gedenkveranstaltung organisiert und Blumen niedergelegt.
Wir haben den Toten gedacht, Kommunistinnen und Kommunisten, Sozialistinnen und Sozialisten, die die Waffe erhoben gegen die zunehmende Gewalt des Austrofaschismus. Ihr Widerstand ist unvergessen.
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Wien Brigittenau

In der Brigittenau startete um 13 Uhr eine Demonstration, zu welcher KPÖ, die KJÖ Wien, KOMintern, der GLB und Junge Linke Wien eingeladen hatten.
Vom Maria-Restituta-Platz über den Gerlhof bis zu unserem alten Parteihaus am Höchstädtplatz zog die Demonstration. In den Redebeiträgen wurde der Bedeutung des Aufstandes, die Geschichte der Verfolgung und Ermordung und der Rolle der Kommunist:innen erinnert. An der Gedenktafel im Gerlhof trafen wir auf die Kundgebung der SPÖ, wo wir gemeinsam das Lied der Arbeit anstimmten.
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Wien Ottakring

Rund 300 Personen gedachten bei der gestrigen Demonstration in Ottakring der Kämpfer:innen des 12. Februar 1934. Aufgerufen hat ein breites antifaschistisches Bündnis – zentrale Forderung war, der 12. Februar soll ein gesetzlicher Feiertag werden.
Landessprecher Didi Zach führte in einer relativ kurzen Rede aus, dass der Versuch, sich der Etablierung des Austrofaschismus zu widersetzen, von enormer Bedeutung für den antifaschistischen Kampf in ganz Europa war, da sowohl die Kämpfer:innen der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg wie auch der Widerstand gegen den NS-Faschismus vom Kampfeswillen der Februarkämpfer:innen inspiriert und motiviert war.

 

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Wien Meidling

Anlässlich des 12. Februars haben wir heute in Wien an mehreren Orten Wiens den mutigen Kämpfer:innen gegen den Austrofaschismus gedacht. Ihr Einsatz im Kampf für die Freiheit ist ebenso unvergessen wie ihr Opfer. In Meidling haben wir deshalb um 10 Uhr vor der Gedenktafel an der Edelsinnstraße 8 eine Gedenkveranstaltung organisiert und Blumen niedergelegt.

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