
100. Geburtstag von Franz Kain
Franz Kain war Holzknecht, Widerstandskämpfer, kommunistischer Schriftsteller und Gemeinderat der KPÖ in Linz. Heute wäre sein 100. Geburtstag. Er wurde am 10 Jänner 1922 in Bad Goisern geboren und lebte bis 1997 in Linz.
10.01.2022
Der politische Lebensweg von Franz Kain
Gemeinderatsarbeit in Linz
Mit der Person von Franz Kain verbunden ist auch die Wiederholungswahl von 1980, nachdem bei der Gemeinderatswahl 1979 von den Vertretern der SPÖ und ÖVP in der Stadtwahlbehörde das Wahlgesetz durch die Zulassung einer mit der KPÖ verwechselbaren Liste missachtet wurde. Auf Grund einer Wahlanfechtung durch die KPÖ wurde die Wahl von 1979 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben und musste 1980 neu gewählt werden. Kain kehrte als KPÖ-Mandatar in den Gemeinderat zurück.
Frühzeitig stellte sich Kain gegen umstrittene Verkehrsprojekte, wie etwa die geplante Westtangente oder die Hauptplatz-Tiefgarage. Ein besonderer Erfolg für Kain war das 1986 erfolgte Aus für den „Mittelgassendurchbruch“ und damit die Erhaltung des dörflichen Charakters von Alt-Urfahr. Auch das brisante Thema der Linzer Luft hatte Kain schon Anfang der 1980er Jahre im Gemeinderat thematisiert. Auch wenn Bürgermeister Franz Hillinger (SPÖ) dies mit dem Sager „In der Sahara staubt´s auch“ zu bagatellisieren versuchte, war Handlungsbedarf gegeben, damit die SPÖ Linz als „sauberste Industriestadt“ propagieren konnte.
Allergisch reagierte Franz Kain auf alle Bestrebungen zur Schwächung des gewählten Gemeinderates durch Kompetenzübertragungen an den Stadtsenat oder ausgegliederte Gesellschaften. Ein Schlüsselereignis dabei war die von der SPÖ im Alleingang durchgeboxte Auflassung des Wohnungsamtes und Übertragung der Wohnungskompetenzen an die GWG im September 1982, die von Kain scharf kritisiert wurde.
Als – sowohl vom Austro- als auch vom Nazi-Faschismus – politisch Verfolgter vertrat Kain im Linzer Gemeinderat stets eine klare antifaschistische Haltung, wie das etwa bei seiner Rede in der Gedenksitzung am 8. Mai 1985 zum Ausdruck kam. Für den KPÖ-Mandatar war es daher eine Genugtuung, als 1986 die Langothstraße, die 1973 von SPÖ, ÖVP und FPÖ im Stadtsenat nach dem letzten Nazi-Oberbürgermeister und Richter am NS-Volksgerichtshof benannt wurde, nach Bekanntwerden von Langoths Mitwirkung bei Todesurteilen gegen NS-Gegner:innen umbenannt werden musste.
Bei seiner Verabschiedung aus dem Gemeinderat wurde Franz Kain vom damaligen Bürgermeister Hugo Schanovsky (SPÖ) als „politischer Dichter“ gewürdigt, der „immer mit sehr viel stilistischem Feingefühl, aber auch mit großer persönlicher Härte Kommunalpolitik betrieben hat“ und dem der Gemeinderat „manch gute Anregung“ zu verdanken hatte (Amtsblatt 9/1986).
Stimmen über Franz Kain

“Franz Kain hat maßgeblich die kommunalpolitische Ausrichtung der Linzer KPÖ geprägt. Er vertrat konsequent und unbestechlich die Interessen der kleinen Leute. Und er brachte zahlreiche Anliegen von Initiativen in den Gemeinderat ein. Als Beispiele sind hier die Forderungen der Frauenbewegung für ein Haus für misshandelte Frauen und Kinder und ein Frauenzentrum, die Forderungen der Kulturszene für ein Linzer Rockhaus sowie die Anregung für eine Städtepartnerschaft mit Nikaragua und für die „Friedensstadt Linz“ zu nennen.“ Gerlinde Grünn, KPÖ-Gemeinderätin in Linz.

„Franz Kain hat als aktiver Antifaschist und Gemeinderat einen überaus großen Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung und zur Beseitigung von Braunen Flecken in Linz geleistet.“ Michael Schmida, KPÖ-Gemeinderat in Linz.
Publikationen von Franz Kain
Dann kam die Lawine. Roman. Berlin: Aufbau Verlag 1954
Romeo und Julia an der Bernauer Straße. Erzählung. Berlin: Aufbau Verlag 1955 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 2002]
Die Lawine. Erzählungen. Berlin: Aufbau Verlag 1959 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1994]
Der Föhn bricht ein. Roman. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag 1962 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1995]
Die Donau fließt vorbei. Novellen. Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 1969 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1993]
Der Weg zum Ödensee. Geschichten. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1973 (Edition Neue Texte) [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1996]
Das Ende der ewigen Ruh. Roman. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1978 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1997]
Das Schützenmahl. Geschichten. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1986
Im Brenneseldickicht. Erzählungen. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1989
Der Schnee war warm und sanft. Erzählungen. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1989
Am Taubenmarkt. Roman. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1991
In Grodek blüht der Abendstern. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1993
Literatur über Franz Kain
Gruber, Judith: Franz Kain – Eine Monographie. Diss. Uni Wien 1985
Gruber, Judith: Vom Wagnis, ein Geschichtenerzähler zu sein. Die späte Anerkennung des Schriftstellers Franz Kain; in: Weg und Ziel, Nr. 2/1995, S. 50-52
Kain, Eugenie: „Man müsste sich die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen“. edition philosophisch-literarische reihe, Land OÖ 2002
Franz Kain-Kolloquium 1999. Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens gegen den Faschismus ‚einst’ und ‚jetzt’, Supplement in „Zwischenwelt“ Nr. 3/1999
Franz Kain-Kolloquium 2000. Das Mitleid – seine Abwesenheit und Gegenwart in der Literatur. Supplement in „Zwischenwelt“, Nr. 3b/2001
Franz Kain-Kolloquium 2001. Die Ohnmacht in der Literatur. Supplement in „Zwischenwelt“, Nr. 4/2003
Die Rampe. Porträt Franz Kain. OÖ Kultur 1994
Für mehr Informationen und einer umfassenden Bibliografie empfiehlt sich ein Blick auf die Website der Alfred Klahr Gesellschaft.