100. Geburtstag von Franz Kain

Franz Kain war Holzknecht, Widerstandskämpfer, kommunistischer Schriftsteller und Gemeinderat der KPÖ in Linz. Heute wäre sein 100. Geburtstag. Er wurde am 10 Jänner 1922 in Bad Goisern geboren und lebte bis 1997 in Linz.

10.01.2022

Der politische Lebensweg von Franz Kain

Franz Kain absolvierte die Pflichtschule in einer katholischen Privatanstalt. Danach machte er eine Zimmermannslehre, und arbeitete als Holzknecht in den Forstrevieren von Bad Goisern und Bad Ischl. Bereits sehr früh wurde Franz politisch aktiv im Kommunistischen Jugendverband politisch aktiv und schon mit 14 Jahren wegen des Verteilens von Flugblättern für drei Wochen eingesperrt. 1936 wurde er Mitglied der KPÖ.
 
1942 wurde er für seine politische Arbeit im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verhaftet und verurteilt. Er wurde in den Gefängnissen von Linz, Wels, St. Pankraz, Berlin/Moabit, Nürnberg, München, Salzburg festgehalten. Später wurde er in die Strafdivision 999 zwangsrekrutiert. In der Strafdivision 999 wurden Wehrdienstverweigerer und Nazigegner zum Einsatz gezwungen. Viele von ihnen liefen im Einsatz zu den Alliierten Truppen über und setzten ihren Widerstandskampf fort.
 
Franz Kain wurde 1943 in Afrika eingesetzt und noch im gleichen Jahr in Tunesien gefangen genommen. Er blieb 20 Monate in US-amerikanischer Gefangenschaft. Interniert in Lagern in Alabama, Mississippi, Massachusetts, New Hampshire und Virginia. Während dieser Zeit machte er seine ersten literarischen Versuche. Er schrieb in Gefangenenzeitungen.
 
Zurück in Österreich wurde er 1946 bis 1982 bei der KPÖ-Tageszeitung „Neue Zeit“ beschäftigt. Von 1953 bis 1956 war er Korrespondent der „Österreichischen Volksstimme“ in Berlin (für Ost und West). Dort knüpfte er literarische Beziehungen zu Bertolt Brecht, Anna Seghers, Arnold Zweig, Peter Huchel und Johannes R. Becher.
 
Von 1969-1983 war Franz Kain Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Ab 1977 war er, mit Unterbrechung, Gemeinderat der KPÖ in Linz. Seit 1988 Obmann des Verbandes Österreichischer Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus in Oberösterreich und Mitglied des Bundespräsidiums. Von 1949–1997 außerdem Landesobmann der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft. Für seine Verdienste im Widerstand bekam er viele Auszeichnungen, auf die er wenig Wert lag. Getragen hat er nur das Ehrenzeichen für den Verdienst um die Befreiung Österreichs, provokant bei öffentlichen Anlässen, weil er wusste, dass es sonst fast niemand besaß.
 
Er war literarisch tätig. Der Schriftsteller Franz Kain schrieb nach seiner „Lyrischen Periode“, die bis Anfang der Fünfzigerjahre reichte, erzählende Prosa, Hörspiele und dramatisierte Funkerzählungen im ORF. Er schrieb die autobiographischen Romane „Der Föhn bricht ein“ und „Auf dem Taubenmarkt“.

Gemeinderatsarbeit in Linz

Von 1977–1979 und 1980–1986 war Franz Kain Gemeinderat der KPÖ in Linz. In rund 70 Anfragen an den Bürgermeister hatte Kain während seiner Gemeinderatstätigkeit wichtige Fragen aufgerollt. Mit sieben „Aktuellen Stunden“ setzte er Debatten über aktuelle Probleme der Entwicklung in der Landeshauptstadt in Gange. Und in mehr als zweihundert Wortmeldungen bei Gemeinderatssitzungen stellte er – meist als einzige Opposition zur Dreieinigkeit von SPÖ, ÖVP und FPÖ – die Vorstellungen der KPÖ dar.
 

Mit der Person von Franz Kain verbunden ist auch die Wiederholungswahl von 1980, nachdem bei der Gemeinderatswahl 1979 von den Vertretern der SPÖ und ÖVP in der Stadtwahlbehörde das Wahlgesetz durch die Zulassung einer mit der KPÖ verwechselbaren Liste missachtet wurde. Auf Grund einer Wahlanfechtung durch die KPÖ wurde die Wahl von 1979 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben und musste 1980 neu gewählt werden. Kain kehrte als KPÖ-Mandatar in den Gemeinderat zurück.

Frühzeitig stellte sich Kain gegen umstrittene Verkehrsprojekte, wie etwa die geplante Westtangente oder die Hauptplatz-Tiefgarage. Ein besonderer Erfolg für Kain war das 1986 erfolgte Aus für den „Mittelgassendurchbruch“ und damit die Erhaltung des dörflichen Charakters von Alt-Urfahr. Auch das brisante Thema der Linzer Luft hatte Kain schon Anfang der 1980er Jahre im Gemeinderat thematisiert. Auch wenn Bürgermeister Franz Hillinger (SPÖ) dies mit dem Sager „In der Sahara staubt´s auch“ zu bagatellisieren versuchte, war Handlungsbedarf gegeben, damit die SPÖ Linz als „sauberste Industriestadt“ propagieren konnte.

Allergisch reagierte Franz Kain auf alle Bestrebungen zur Schwächung des gewählten Gemeinderates durch Kompetenzübertragungen an den Stadtsenat oder ausgegliederte Gesellschaften. Ein Schlüsselereignis dabei war die von der SPÖ im Alleingang durchgeboxte Auflassung des Wohnungsamtes und Übertragung der Wohnungskompetenzen an die GWG im September 1982, die von Kain scharf kritisiert wurde.

Als – sowohl vom Austro- als auch vom Nazi-Faschismus – politisch Verfolgter vertrat Kain im Linzer Gemeinderat stets eine klare antifaschistische Haltung, wie das etwa bei seiner Rede in der Gedenksitzung am 8. Mai 1985 zum Ausdruck kam. Für den KPÖ-Mandatar war es daher eine Genugtuung, als 1986 die Langothstraße, die 1973 von SPÖ, ÖVP und FPÖ im Stadtsenat nach dem letzten Nazi-Oberbürgermeister und Richter am NS-Volksgerichtshof benannt wurde, nach Bekanntwerden von Langoths Mitwirkung bei Todesurteilen gegen NS-Gegner:innen umbenannt werden musste.

Bei seiner Verabschiedung aus dem Gemeinderat wurde Franz Kain vom damaligen Bürgermeister Hugo Schanovsky (SPÖ) als „politischer Dichter“ gewürdigt, der „immer mit sehr viel stilistischem Feingefühl, aber auch mit großer persönlicher Härte Kommunalpolitik betrieben hat“ und dem der Gemeinderat „manch gute Anregung“ zu verdanken hatte (Amtsblatt 9/1986).

Stimmen über Franz Kain

“Franz Kain hat maßgeblich die kommunalpolitische Ausrichtung der Linzer KPÖ geprägt. Er vertrat konsequent und unbestechlich die Interessen der kleinen Leute. Und er brachte zahlreiche Anliegen von Initiativen in den Gemeinderat ein. Als Beispiele sind hier die Forderungen der Frauenbewegung für ein Haus für misshandelte Frauen und Kinder und ein Frauenzentrum, die Forderungen der Kulturszene für ein Linzer Rockhaus sowie die Anregung für eine Städtepartnerschaft mit Nikaragua und für die „Friedensstadt Linz“ zu nennen.“ Gerlinde Grünn, KPÖ-Gemeinderätin in Linz.

„Franz Kain hat als aktiver Antifaschist und Gemeinderat einen überaus großen Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung und zur Beseitigung von Braunen Flecken in Linz geleistet.“ Michael Schmida, KPÖ-Gemeinderat in Linz.

Publikationen von Franz Kain

Dann kam die Lawine. Roman. Berlin: Aufbau Verlag 1954

Romeo und Julia an der Bernauer Straße. Erzählung. Berlin: Aufbau Verlag 1955 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 2002]

Die Lawine. Erzählungen. Berlin: Aufbau Verlag 1959 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1994]

Der Föhn bricht ein. Roman. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag 1962 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1995]

Die Donau fließt vorbei. Novellen. Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 1969 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1993]

Der Weg zum Ödensee. Geschichten. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1973 (Edition Neue Texte) [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1996]

Das Ende der ewigen Ruh. Roman. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1978 [Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1997]

Das Schützenmahl. Geschichten. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag 1986

Im Brenneseldickicht. Erzählungen. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1989

Der Schnee war warm und sanft. Erzählungen. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1989

Am Taubenmarkt. Roman. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1991

In Grodek blüht der Abendstern. Weitra, Linz: Bibliothek der Provinz 1993

Literatur über Franz Kain

Gruber, Judith: Franz Kain – Eine Monographie. Diss. Uni Wien 1985

Gruber, Judith: Vom Wagnis, ein Geschichtenerzähler zu sein. Die späte Anerkennung des Schriftstellers Franz Kain; in: Weg und Ziel, Nr. 2/1995, S. 50-52

Kain, Eugenie: „Man müsste sich die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen“. edition philosophisch-literarische reihe, Land OÖ 2002

Franz Kain-Kolloquium 1999. Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens gegen den Faschismus ‚einst’ und ‚jetzt’, Supplement in „Zwischenwelt“ Nr. 3/1999

Franz Kain-Kolloquium 2000. Das Mitleid – seine Abwesenheit und Gegenwart in der Literatur. Supplement in „Zwischenwelt“, Nr. 3b/2001

Franz Kain-Kolloquium 2001. Die Ohnmacht in der Literatur. Supplement in „Zwischenwelt“, Nr. 4/2003

Die Rampe. Porträt Franz Kain. OÖ Kultur 1994

Für mehr Informationen und einer umfassenden Bibliografie empfiehlt sich ein Blick auf die Website der Alfred Klahr Gesellschaft.